Masern
Synonym: Morbilli
Die Masern sind eine durch Viren übertragene Infektionskrankheit. Sie sind nicht immer harmlos, vereinzelt können sie mit lebensbedrohlichen Komplikationen wie Lungen- und Hirnhautentzündung einhergehen. Die Masern befallen nicht nur Kinder, auch unzureichend geschützte Jugendliche und Erwachsene können sich anstecken.
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Symptome
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Ist bei Ihrem Kind ein fleckiger Hautausschlag am Hals und im Gesicht aufgetreten?Zeigt es bereits seit einigen Tagen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Schnupfen, Husten, Hals-, Kopf- und Bauchschmerzen?Gehen diese Symptome mit einer Bindehautentzündung einher?
Dann hat Ihr Kind möglicherweise die Masern. Die Erkrankung beginnt mit erkältungsähnlichen Symptomen, teilweise begleitet von hohem Fieber. Wenige Tage später kommt der maserntypische Ausschlag (Exanthem) dazu, das sind bräunlich-rosafarbene ineinanderfliessende, leicht juckende Flecken, zunächst im Gesicht, später am ganzen Körper. Wenn das Exanthem abklingt, bilden sich oft feine Schuppen auf der Haut.
Koplikflecken
Zur Diagnosesicherung trägt ein Zeichen bei, das zwar selten, aber ausschliesslich bei den Masern vorkommt: Koplikflecken, kleine weisse, «kalkspritzerartige» rot umrandete Flecken, die an der Mundschleimhaut auftreten, meist wangenseitig gegenüber den oberen Backenzähnen.
Sichere Diagnose nur im Labor
Der Ausschlag und die meisten Begleitsymptome der Masern können leicht mit denen anderer Infektionskrankheiten wie Röteln, Ringelröteln und Scharlach verwechselt werden. Nur durch eine Blutuntersuchung kann man sicher nachweisen, dass es sich um die Masern handelt. Wenn sie allerdings bei jemandem auftreten, der Kontakt zu nachweislich an Masern erkrankten Personen hatte, etwa bei einem bekannten Masernausbruch an einer Schule oder in einer anderen öffentlichen Einrichtung, dann weisen solche Symptome mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Ansteckung hin.
Wann zum Arzt?
Besteht der Verdacht, dass Sie oder Ihr Kind die Masern haben, dann ziehen Sie unverzüglich einen Arzt hinzu! Dieser kann klären, ob es sich wirklich um Masern oder aber um eine andere Erkrankung handelt, die dann auch eine andere Behandlung erfordert. Zudem zählen die Masern in der Schweiz zu den meldepflichtigen Erkrankungen, das heisst, der behandelnde Arzt muss jeden Masernfall innert 24 Stunden dem Kantonsarzt melden. Das ist wichtig, unter anderem weil die Gesundheitsbehörden dann rechtzeitig Schutzmassnahmen gegen den Ausbruch einer Epidemie einleiten können.
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Behandlung
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Eine direkt gegen die Masernviren gerichtete Behandlung gibt es nicht. Bei einer ungeimpften Person, die noch nie die Masern hatte und die sich durch Kontakt mit einem Masernerkrankten möglicherweise angesteckt hat, kann man versuchen, den Ausbruch der Erkrankung durch eine sofortige Schutzimpfung noch zu verhindern (siehe «Vorbeugung»). Antibiotika kommen nur dann infrage, wenn eine zusätzliche Infektion (Superinfektion) mit Bakterien vorliegt. Bettruhe wird empfohlen, wobei viele Betroffene sich ohnehin so sehr geschwächt fühlen, dass sie von sich aus das Bett aufsuchen.
Fieber senken?
Fiebersenkende Massnahmen sind auch bei Temperaturen bis 41 °C nicht in jedem Fall nötig. Fiebersenkende Medikamente können den Heilungsprozess möglicherweise sogar verzögern. Bei Kleinkindern, älteren Personen, Menschen mit Lungen-, Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird jedoch empfohlen, ab 39 °C einzugreifen, entweder mit kalten Wadenwickeln oder mit fiebersenkenden Medikamenten, etwa Paracetamol oder Ibuprofen. Acetylsalicylsäure (ASS) kommt bei Kindern unter zwölf Jahren nicht zur Behandlung von Masern oder anderen Virusinfektionen infrage, wegen des Risikos des seltenen, aber schwerwiegenden Reye-Syndroms mit Leber- und Gehirnschäden. Im Zweifelsfall sollten Sie bei hohem Fieber Ihren Haus- oder Kinderarzt zu Rate ziehen.
Fieberkrampf: Verletzungen vorbeugen
Manche Kinder neigen während einer fieberhaften Erkrankung wie Masern zu Fieberkrämpfen. Das trifft auf 2 bis 5 von 100 Kindern und auf 5 bis 7 von 1000 Masernfällen zu. Meist sind die Kinder nicht jünger als neun Monate und nicht älter als fünf Jahre. Bei einem Fieberkrampf kommt es zu heftigen, unkontrollierten Muskelzuckungen. Achten Sie darauf, dass das Kind sich dabei nicht verletzt. Nehmen Sie es dazu auf den Arm und achten Sie auf ausreichende Frischluftzufuhr. Auf keinen Fall sollten Sie ihm etwas in den Mund schieben. Wenn das Kind unmittelbar nach dem Krampf bewusstlos oder schläfrig ist, dann legen Sie es in die stabile Seitenlage. Wenn ein solcher Krampf erstmals auftritt, dann sollten Sie einen Arzt hinzuziehen, um sicherzugehen, dass es sich nicht um eine andere Erkrankung handelt. Sollten solche Krämpfe wiederholt auftreten oder länger als zwei bis drei Minuten anhalten, ist eine Abklärung beim Kinderneurologen angezeigt. Ansonsten sind Fieberkrämpfe kein Grund zur Sorge. Sie hinterlassen keine bleibenden Schäden, in aller Regel «wachsen sie sich aus», und meist bleibt es sogar nur bei einem einmaligen Krampfereignis.
Variationen je nach betroffenen Organen
Die sonstige Behandlung orientiert sich daran, welche Organe befallen sind und welche Symptome im Vordergrund stehen. Näheres dazu finden Sie unter den Krankheitsbildern Erkältung, Husten (akute Bronchitis), Halsschmerzen, Bindehautentzündung und Mittelohrentzündung.
Tipp: Eine der wichtigsten Empfehlungen bei fieberhaften Infekten ist, reichlich zu trinken. Dabei können auch Kräutertees unterstützend eingesetzt werden. Bei den Masern kommen dafür unterschiedliche Heilpflanzen infrage, je nach Symptomen und betroffenen Organen. Kamille, Ingwer und Brennnessel wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd, Thymian hustenstillend. -
Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Sofort einen Notarzt rufen!
In folgenden Situationen sofort einen Arzt rufen:
- Atemnot
- Anhaltend hohes Fieber
- Nackensteifigkeit
- Starke Ohren- oder Kopfschmerzen
- Krampfanfall
- Bewusstseinstrübung
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit vergehen ein bis zwei Wochen (Inkubationszeit). Die Erkrankung verläuft meist in zwei Schüben: Der erste ist gekennzeichnet durch grippeähnliche Symptome, erst am dritten bis siebten Krankheitstag tritt der typische Ausschlag auf. Das Fieber steigt dann oft noch einmal an. Der Ausschlag fängt vor und unter den Ohren sowie seitlich am Hals an und breitet sich schnell auf das ganze Gesicht aus. Innert ein bis zwei Tagen hat das Exanthem Rumpf, Arme und Beine erreicht, während es im Gesicht bereits verblasst. Der Ausschlag hält vier bis sieben Tage lang an. Bei unkomplizierten Verläufen heilt die Erkrankung danach rasch und ohne Folgeschäden ab. Der Erkrankte sondert noch bis zu fünf Tage nach dem ersten Auftreten des Ausschlags beim Husten, Niesen und Sprechen Viren ab und kann somit andere anstecken. Nach einmal durchgemachter Erkrankung ist der Betroffene lebenslang immun gegen die Masern.
Masern sind nicht immer harmlos
Infolge einer Maserninfektion kann es zu schwerwiegenden und teilweise lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. In den Industrieländern sterben 3 bis 10 von 10’000 Erkrankten an den Folgen solcher Komplikationen. Noch mehr Betroffene tragen bleibende geistige oder körperliche Behinderungen davon. In Ländern, in denen es an ausgewogener und ausreichender Ernährung sowie an einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung mangelt, etwa in grossen Teilen Afrikas, ist die Sterblichkeit durch die Masern sehr viel höher. In manchen Ländern sterben 5 bis 6 von 100 Masernerkrankten.
Bakterielle Superinfektionen
Mit jeder Masernerkrankung geht eine vorübergehende Schwächung des Immunsystems einher, die mindestens sechs Wochen lang anhält und ein Einfallstor für weitere Krankheitserreger ist. Dadurch kann es zu zusätzlichen Infektionen mit Bakterien kommen. Sie erfordern in der Regel eine Behandlung mit Antibiotika, um einer lebensbedrohlichen bakteriellen Aussaat ins Blut (Sepsis) oder Organschäden, etwa infolge einer bakteriellen Hirnhautentzündung, vorzubeugen. Die häufigste bakterielle Superinfektion bei Masern ist die Mittelohrentzündung. Sie tritt bei 7 bis 9 von 100 Masernerkrankten auf. Weitere mögliche bakterielle Komplikationen sind Bronchitis, Lungenentzündung, Augeninfektionen und Durchfall.
Akute postinfektiöse Enzephalitis
In etwa 1 bis 2 von 1000 Masernerkrankungen kommt es vier bis sieben Tage nach Beginn des Hautausschlags, das heisst nach Abklingen der eigentlichen Maserninfektion, zu einer Entzündung des Gehirns (akute postinfektiöse Enzephalitis). Diese kann sich durch Kopfschmerzen, erneutes Fieber und Bewusstseinstrübungen bis hin zum Koma äussern. In 1 bis 2 von 10 Fällen endet eine masernbedingte Enzephalitis tödlich; etwa 2 bis 3 von 10 Betroffenen tragen bleibende Hirnschäden davon, mit der Folge körperlicher oder geistiger Behinderungen.
Subakute sklerosierende Panenzephalitis
Sechs bis acht Jahre nach der Maserninfektion kann es in seltenen Fällen zu einer schleichend verlaufenden Entzündung des gesamten Gehirns (Panenzephalitis) mit unaufhaltsamem Verfall sämtlicher Hirnfunktionen kommen. Am häufigsten befällt sie Kinder, die zum Zeitpunkt der Infektion unter fünf Jahre alt waren; 2 bis 6 von 10’000 sind davon betroffen. Die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) beginnt mit Persönlichkeitsveränderungen und Intelligenzminderung, was bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen oft durch ein Nachlassen der schulischen Leistungen erstmals auffällt. Im weiteren Verlauf kommen Krampfanfälle, Gehbehinderungen und Sehstörungen hinzu. Das letzte Stadium ist durch Bewusstseinstrübungen, Koma und Tod innerhalb von Monaten bis wenigen Jahren gekennzeichnet.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Die Masern gehören zu den ansteckendsten Krankheiten überhaupt. Die Viren werden durch Tröpfcheninfektion übertragen; beim Niesen, Husten oder Sprechen gelangen sie in die Raumluft. Auch eine Ansteckung durch direkten Kontakt mit Körpersekreten des Erkrankten, wie Speichel oder Nasenschleim, ist möglich.
Die Zeit, in der Masernkranke für ihre Mitmenschen ansteckend sind, beginnt drei bis fünf Tage vor und endet fünf Tage nach dem Auftreten des Hautausschlags. Unmittelbar bevor die Hauterscheinungen sichtbar werden, ist die Ansteckungsgefahr für Kontaktpersonen am höchsten.
Ansteckung anderer vermeiden
Masernkranke sollten in den fünf Tagen nach Auftreten des Ausschlags den Kontakt mit Personen vermeiden, die nicht immun sind, die also weder gegen Masern geimpft sind noch die Erkrankung bereits durchgemacht haben. Das gilt ganz besonders für den Kontakt mit Menschen, für die eine Ansteckung ein besonders hohes Komplikationsrisiko bedeuten würde. Dazu gehören Kinder unter sechs Monaten, Schwangere und Menschen mit geschwächter Immunabwehr.
Weltanschauung und Reisen
Die bisherigen Masernepidemien in der Schweiz sowie in anderen europäischen Ländern gingen oft von Gemeinschaftseinrichtungen aus, in denen eine überwiegend impfkritische Weltanschauung herrscht, wie Waldorfschulen oder -kindergärten und andere anthroposophisch geführte Einrichtungen. Regionen mit einer niedrigen Durchimpfungsrate waren ebenfalls besonders häufig von Masernepidemien betroffen. Vereinzelt wurden lokale Masernausbrüche durch Immigranten oder zurückkehrende Fernreisende ausgelöst. Umgekehrt wurden die Masern auch bereits durch Reisen infizierter Mitteleuropäer in andere Länder «exportiert». So lösten Reisende aus Deutschland im Jahr 2009 in Bulgarien eine Masernepidemie aus. 24’000 Infizierte und 24 Tote waren die Folge.
Häufigkeit
Seit Einführung der Meldepflicht 1999 ist die Verbreitung der Masern in der Schweiz stark rückläufig. 2014 wurden 23 Fälle gemeldet, das heisst etwa drei von einer Million Einwohnern. Im Jahr 2015 gab es 35 gemeldete Fälle. Trotz dieser niedrigen Erkrankungshäufigkeit sieht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weiteren Handlungsbedarf angesichts der noch unzureichenden Impfquote (Stand Sommer 2017). Der Anteil der Kinder unter zwei Jahren, die zwei Impfdosen erhalten haben, schwankt je nach Kanton zwischen 70 und 95%. Einen verlässlichen Schutz gegen erneute Masernepidemien mit mehreren Tausend Erkrankungen würde jedoch nur eine flächendeckende Impfquote über 95% bieten.
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Vorbeugung
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Die einzige zuverlässige Vorbeugung gegen Masern ist die Schutzimpfung. Für die Impfung wird ein Lebendimpfstoff aus abgeschwächten (attenuierten) Masernviren verwendet. Es handelt sich dabei um eine Aktivimpfung, das heisst, das körpereigene Warn- und Immunsystem wird auf die Erkennung und Zerstörung echter Masernerreger «abgerichtet».
Nur wer bereits die Masern hatte, braucht keine Impfung, denn er ist in aller Regel lebenslang immun gegen diese Erkrankung. Wer sich nicht sicher ist, ob er gegen die Masern immun ist, sollte sich impfen lassen. Prinzipiell kann man zwar auch durch einen Bluttest untersuchen, wie gut das Immunsystem gegen Masernviren aufgestellt ist. Diese Tests sind aber teuer und nur bedingt zuverlässig. Zudem kann auch ein bereits Immuner bedenkenlos geimpft werden.
Wie soll geimpft werden?
Die Masernimpfung wird in der Regel als Bestandteil einer Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) verabreicht. Auch eine Vierfachkombination – gegen MMR und Windpocken – ist verfügbar. In der Schweiz empfiehlt das BAG die MMR-Impfung erstmalig im Alter von 12 Monaten, die zweite Dosis zwischen dem 15. und 24. Lebensmonat. Die erste Impfung kann unter Umständen etwas früher erfolgen, etwa wenn das Kind in eine Gemeinschaftseinrichtung aufgenommen werden soll, frühestens aber im Alter von neun Monaten. Auch bei nicht immunen Personen, die Kontakt mit Masernkranken hatten, kann das Risiko einer Masernerkrankung gesenkt werden, indem sie unverzüglich die Aktivimpfung gegen die Masern erhalten. Auch hier liegt die untere Altersgrenze bei neun Monaten. Bei abwehrgeschwächten Personen, die sich mit Masernviren infiziert haben, kann man versuchen, den Ausbruch der Krankheit durch die Gabe von Immunglobulinen abzuwenden.
Nach abgeschlossener Zweitimpfung besteht bei 92 bis 99% der Geimpften ein lebenslanger Schutz. Allen nach 1963 geborenen Personen, die in der Vergangenheit weder die Masern hatten noch dagegen geimpft sind, wird eine Nachholimpfung empfohlen.
Impfung meist gut verträglich
Die MMR-Kombinationsimpfung wird normalerweise gut vertragen. Besonders nach der ersten Dosis kann es gelegentlich – bei etwa 5 bis 15 von 100 Geimpften – zu «Impfmasern» kommen, mit leichtem Fieber, flüchtigem Ausschlag und erkältungsähnlichen Symptomen. Diese Symptome bilden sich innerhalb weniger Tage zurück. Es besteht dabei keine Ansteckungsgefahr.
Auch allergische Reaktionen können in seltenen Fällen auftreten. Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. So wurde beispielsweise eine Hirnentzündung nur bei einem von einer Million Geimpften beobachtet.
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TopPharm hilft!
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Wenn Ihr Kind mit den Masern im Bett liegt, kann Ihr Gesundheits-Coach Ihnen wertvolle Tipps geben, wie Sie zur Linderung von Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen beitragen können, etwa mit einem geeigneten Kräutertee. Ob fiebersenkende Mittel angezeigt sind und wenn ja, welche, erfahren Sie ebenfalls bei Ihrem Gesundheits-Coach.
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Wirkstoffe
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Fiebersenkende Mittel
Pflanzliche Mittel