Haarausfall
Synonym: Alopezie, Effluvium
Wenn täglich ein paar Haare ausfallen, ist das völlig normal. Erst wenn mehr als 100 Haare im Kamm oder Waschbecken landen und vor allem wenn sie nicht mehr nachwachsen, sprechen Ärzte von Haarausfall.
Eine echte Krankheit ist der Haarausfall meist nicht. Trotzdem leiden die Betroffenen oft stark darunter, wenn sich die Haare an Stirn und Hinterkopf lichten (erblich bedingter Haarausfall), überall gleichmässig die Haare ausfallen (diffuser Haarausfall) oder sich runde, kahle Stellen bilden (kreisrunder Haarausfall).
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Symptome
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Fallen Haare dauerhaft aus und wachsen nicht mehr nach, handelt es sich um Haarausfall. Dabei können die Haare gleichmässig ausfallen, ohne dass sich richtig kahle Stellen bilden (Effluvium). Entstehen eigentliche kahle Stellen wie beispielsweise Geheimratsecken oder runde, haarlose Flecken, sprechen die Ärzte von Alopezie.
Dass jeder Mensch täglich eine Menge Haare verliert, hängt damit zusammen, wie der Körper seine Haare herstellt: Sie werden von unter der Haut liegenden Follikeln gebildet, an deren Ende die Haarwurzeln liegen. In der Wachstumsphase bekommt ein Haar über seine Haarwurzel Nährstoffe und wächst (Anagenphase). Diese Phase dauert bei gesunden Menschen mehrere Jahre, bis die Übergangsphase beginnt (Katagenphase). Hier bremst die Versorgung, die Haare stellen innerhalb von nur zwei Wochen ihr Wachstum ein. In der anschliessenden Ruhephase (Telogenphase) verharren die Haare zwei bis vier Monate, bis sie schlussendlich ausfallen. Ein neuer Kreislauf beginnt. Welcher Teil dieses Zyklus gestört ist, bestimmt, ob der Haarausfall vorübergehend ist oder dauerhaft bleibt.
Bei vielen Formen von Haarausfall handelt es sich im ursächlichen Sinn nicht um eine Krankheit, und es bedarf aus medizinischer Sicht keiner Behandlung. Dennoch leiden natürlich viele Betroffene darunter, dass ihnen die Haare ausfallen; sie fühlen sich weniger attraktiv. Das trifft nicht nur auf Frauen zu: Auch Männer empfinden ihr schwindendes Kopfhaar oft als psychische Belastung und würden den Prozess gern bremsen. Dafür werden viele Produkte angeboten, die den Betroffenen helfen sollen. Bei vielen der Mittel fehlen oft wissenschaftliche Beweise, dass ihre Inhaltsstoffe den Haarausfall stoppen oder gar neue Haare spriessen lassen können.
Die wichtigsten Formen von Haarausfall im Einzelnen:
- Erblich bedingter Haarausfall (anlagenbedingter, hormonell bedingter Haarausfall, androgenetische Alopezie): Der erblich bedingte Haarausfall gehört für viele Männer zum Älterwerden dazu. Erst lichten sich die Haare an den Schläfen und an der Stirn, anschliessend dünnt das Haar am Hinterkopf aus. Verbinden sich die kahlen Stellen, entsteht eventuell eine vollständige Glatze. Acht von zehn Männern leiden am erblich bedingten Haarausfall, Frauen trifft diese Form von Haarausfall seltener. Hauptsächlich nach den Wechseljahren gehen zwei bis drei von zehn Frauen verstärkt die Haare aus. Derzeit sind in der Schweiz für Männer die beiden Wirkstoffe Finasterid und Minoxidil sowie Nahrungsergänzungsmittel gegen erblich bedingten Haarausfall zugelassen, für Frauen wird Minoxidil in einer anderen Verdünnung verwendet. Allen gemeinsam ist, dass sich ihre Wirkung erst nach einigen Monaten entfaltet und nicht von Dauer ist. Wird die Behandlung abgesetzt, kommt der Haarausfall zurück.
- Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata): Entstehen runde kahle Flecken am Kopf und an anderen behaarten Körperstellen wie Augenbrauen und Bart, spricht man von kreisrundem Haarausfall. Meist wachsen die Haare nach einiger Zeit von selbst wieder, allerdings kann der kreisrunde Haarausfall in Schüben wiederkommen. Eine Alopecia areata ist meist harmlos, doch leiden die Betroffenen oft sehr unter den sichtbaren kahlen Stellen. Meist sind Kinder und junge Erwachsene betroffen, auch wenn der kreisrunde Haarausfall in jedem Alter auftreten kann. Verantwortlich dafür ist nach heutigem Stand der Forschung eine Autoimmunerkrankung. Zur Behandlung werden vor allem Zink, Glukokortikoide und Diphenylcyclopropenon (DCP) eingesetzt.
- Diffuser Haarausfall (Alopecia diffusa): Bei diffusem Haarausfall lichten sich die Haare gleichmässig auf dem ganzen Kopf, nicht nur an gewissen Stellen. Es handelt sich dabei meist um eine vorübergehende Begleiterscheinung von inneren und äusseren Einflüssen auf den Körper. Gründe können Hormonschwankungen oder Schilddrüsenerkrankungen sein, aber auch Eisenmangel, Vergiftungen, Infektionen und Stress kommen als Ursachen infrage. Ausserdem gibt es Medikamente, die als Nebenwirkung zu Haarausfall führen können. Ist die Ursache erkannt und beseitigt, wachsen die Haare auch wieder nach. Von diffusem Haarausfall sind mehr Frauen als Männer betroffen. Wenn die Betroffenen stark unter dem Haarausfall leiden und ihre seelische Belastung gross ist, kann es sinnvoll sein, das Haarwachstum mit Mitteln wie Minoxidil (2%ige Lösung zum Auftragen auf die Kopfhaut) zu unterstützen.
Andere Formen des Haarausfalls
Äussere Einflüsse wie Druck und Zug können zu Haarausfall führen (Alopecia mechanis, Alopecia traumatica). Dazu gehören zwanghaftes Zerren oder Ausreissen der Haare genauso wie zu straff gebundene Zöpfe, häufiges Tragen von schweren Lasten auf dem Kopf oder langes Aufliegen des Kopfs bei Bettlägerigen und Säuglingen. Bei Kindern sind auch Pilzinfektionen für Haarausfall verantwortlich. Ausserdem gibt es vererbte Defekte, bei denen die Haare brüchig und sehr dünn sind und sich beim Kämmen leicht lösen. Über Haarausfall, der von Medikamenten, Krankheiten wie Schuppenflechte und Syphilis sowie Strahlenbelastung oder Vergiftungen verursacht wurde, siehe diffuser Haarausfall.
Allgemeine Mittel gegen Haarausfall
Unzählige Arzneimittel, Kosmetika wie z.B. Koffeinshampoos und Nahrungsergänzungsmittel sind gegen Haarausfall im Handel. Oft fehlt bei den Präparaten und Mischungen der Nachweis, dass sie wirklich helfen.
- Klettenwurzelöl: Das angewärmte Öl wird abends in die Kopfhaut einmassiert, was für bessere Durchblutung von Haut und Follikeln sorgt und damit das Wachstum neuer Haare anregen soll. Unangenehmer Nebeneffekt: Das so eingeölte Haar muss zum Schutz der Bettwäsche in Plastikfolie oder ein Handtuch eingepackt werden. Dadurch soll sich aber die Wirkung des Öls verstärken.
- Sägepalmenextrakt: Sägepalmenextrakt wird aus den Früchten der in Florida gedeihenden Pflanze gewonnen. Die Extrakte gibt es als Tabletten und Lösungen. Sie sollen nicht nur bei Haarausfall helfen, sondern auch bei Prostataproblemen. Wissenschaftlich bewiesen ist davon aber nichts.
- Thymuspräparate: Thymuspeptide wie bspw. Thymuskin werden vor allem in Form von Shampoos angewendet.
- Vitamin H: Biotin (Vitamin H) gibt es als Tabletten und Kapseln, es soll Haarwachstum und Haarstruktur verbessern.
- Mischungen: Gewisse Aufbaupräparate für Haare enthalten einen Mix aus verschiedenen Nährstoffen und sind meist in Kapselform oder als Shampoo erhältlich. Oft sind B-Vitamine und Cystin enthalten. Teilweise konnte eine klinische Wirksamkeit gezeigt werden, bei vielen Produkten fehlt der Wirknachweis jedoch.
Kosmetische Möglichkeiten
Sind die Behandlungen mit Pillen, Tinkturen oder Shampoos ausgereizt und hat sich der Haarausfall nicht stoppen lassen, sondern bedroht das Selbstwertgefühl, kann mit einigen kosmetischen Eingriffen die äussere Attraktivität wieder hergestellt werden.
- Kaschieren mit vorhandenem Haar: Mit einem geeigneten Haarschnitt lassen sich kahle oder ausgedünnte Stellen oft gut verdecken. Spezialisierte Coiffeure helfen dabei.
- Tragen einer Kopfbedeckung oder Perücke: Wer nicht die ganze Zeit mit Kappe, Mütze oder Hut herumlaufen will, kann sich punkto Zweithaar beraten lassen. Spezielle Studios bieten Perücken und Toupets aus Echt- und Kunsthaar in allen Formen und Farben. Diese Haarteile lassen sich heutzutage so gut befestigen, dass sie selbst beim Schwimmen am Kopf haften bleiben. Viele der Studios sind bei den kantonalen IV-Stellen der Schweiz abrechnungsberechtigt.
- Haartransplantation
- Komplettrasur: In den letzten Jahren ist das Tragen einer Glatze für Männer sogar oft eine Art Modeerscheinung geworden, die viele Prominente vormachen.
Eigenhaartransplantation
Beim erblich bedingten Haarausfall bleibt meist am Hinterkopf noch einiges an Haaren übrig. Diese lassen sich an andere Stellen wie den vorderen Kopfbereich verpflanzen. Die Haartransplantationen nehmen spezialisierte Hautärzte im Allgemeinen ambulant vor. Dafür kommen zwei Methoden infrage:
- Standard ist die FUT-Methode (follicular unit transplantation), bei der streichholzkopfgrosse Kopfhautsegmente, sogenannte Micrografts, übertragen werden. Der Operateur schneidet einen schmalen Streifen Haut aus dem Hinterkopf, an dem eine schmale, leicht zu überdeckende Narbe bleibt. Die Follicular Units steckt der Arzt nun in die winzigen Stichkanäle der Kahlfläche am Vorderkopf.
- Als teure Alternative gilt die FUE-Methode (follicular unit extraction), bei der einzelne Haarwurzelgrüppchen entnommen werden. Dabei entsteht keine Narbe, der Eingriff ist aber komplizierter, dauert länger und ist für die Betroffenen eventuell auch strapaziöser.
Haartransplantationen kommen auch für Frauen infrage, wenn sie Stellen mit genügend Spenderhaar haben. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, sich vor der Haartransplantation ausreichend über Komplikationen, Kosten und den überhaupt erreichbaren Erfolg beraten zu lassen.
Sonstige Therapien
Bei einigen Betroffenen – egal, ob Mann oder Frau – kann Haarausfall auch zu seelischen Problemen führen: Sie fühlen sich weniger attraktiv und gesund, ihr Selbstwertgefühl sinkt, und es macht sich Unsicherheit breit. Als Folge ziehen sie sich zurück, und sogar Depressionen können die Folge sein. Wenn jemand spürt, dass die weniger werdenden Haare sich immer negativer auf die eigene Selbstakzeptanz auswirken, und wenn Situationen gemieden werden, die früher Teil eines positiven Lebensgefühls waren, ist es sinnvoll, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Therapeuten helfen dabei, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und den Verlust der Haarpracht zu relativieren. Es gibt auch Selbsthilfegruppen (www.alopecia.ch).
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TopPharm hilft!
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Ihr persönlicher Gesundheits-Coach kann Ihnen Tipps geben, welche Tabletten und Tinkturen Ihnen bei Ihrem Haarausfall helfen können. Er kann Sie beraten, wie Sie die Mittel am besten anwenden, und weiss, wann ein Arztbesuch sinnvoll erscheint.
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Wirkstoffe
Haarausfall – Tipps vom Gesundheits-Coach
Was tun, wenn die Haarpracht plötzlich schwindet? Bis zu 80 Prozent der Männer in unseren Breitengraden sind von Haarausfall betroffen. Wie man dagegen ankämpfen kann, weiss Apotheker Matthias Liechti von der TopPharm Apotheke Parfümerie Liechti in Reinach (BL).