Divertikulitis
Synonym: Divertikelkrankheit, Linksappendizitis
Divertikel, kleine Ausstülpungen der Darmschleimhaut, sind meist harmlos. Wenn sie sich jedoch entzünden, führt das oft zu dumpfen Schmerzen im linken Unterbauch. Diese Entzündung heisst Divertikulitis oder – wegen der Stelle der Schmerzen – auch Linksappendizitis.
Vor allem bei älteren Menschen sind Darmdivertikel häufig. Ungefähr ein Drittel der 60-Jährigen haben welche, die meisten Betroffenen sind aber beschwerdefrei. Nur bei ungefähr zwei von zehn Betroffenen entzünden sich die Divertikel. Warum sich wann welche Divertikel entzünden, ist noch nicht geklärt.
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Symptome
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Haben Sie dumpfe Schmerzen im linken Unterbauch?
Solche Symptome können auf eine Divertikulitis hindeuten. Im Allgemeinen sind Divertikel harmlos, egal, ob jemand nur ein Divertikel oder mehrere hat (Divertikulose). Bei acht von zehn Betroffenen verursachen die Ausstülpungen keine Beschwerden (asymptomatische Divertikulose). Entzünden sich die Divertikel aber, treten die Schmerzen meist links auf. Grund dafür ist, dass sich die meisten Divertikel am absteigenden Teil des Dickdarms bilden, und zwar dort, wo der Darm im linken Bauchraum eine S-Kurve macht (Colon sigmoideum, Sigma).
Als Beschwerden einer Divertikulitis können auftreten:
- Gleichmässige und dumpfe Bauchschmerzen im linken Unterbauch (Linksappendizitis, Sigma-Divertikulitis), aber auch im gesamten linken Bauchbereich; selten rechts
- Verbesserung der Schmerzen nach dem Stuhlgang oder nach Abgang von Darmgasen
- Verhärtung im Bauchraum, die auf Berührung oder Druck schmerzt
- Unangenehmer, eventuell auch schmerzhafter Stuhldrang
- Darmbeschwerden wie Verstopfung, Blähungen, Durchfall
- Eiter, Schleim oder Blut im Stuhl
- Übelkeit und Erbrechen
- Fieber und Abgeschlagenheit
- Untypische Beschwerden wie vermehrter Harndrang oder Probleme beim Wasserlassen, wenn die Entzündung auf die Harnblase übergegriffen hat
Ist die Entzündung auf einzelne Divertikel beschränkt, sprechen die Mediziner von einer Peridivertikulitis. Breitet sie sich auf grössere Bereiche des Darms aus, heisst sie Perikolitis. Weiter teilen die Fachleute Divertikulitis in drei Stadien ein.
- Stadium 0: Der Betroffene hat Divertikel, die aber keine Beschwerden verursachen.
- Stadium I: Wenn die Divertikel zwar entzündet sind, die Entzündung aber auf die Darmwand beschränkt bleibt, sprechen Ärzte von einer akuten unkomplizierten Divertikulitis. Eine konservative Behandlung ist möglich, auf eine Operation kann verzichtet werden.
- Stadium II: Bei einer akuten komplizierten Divertikulitis hat sich die Entzündung über die Darmwand ausgebreitet (II a: ausgedehnte Umgebungsentzündung, II b: gedeckter Durchbruch, II c: freier Darmdurchbruch). Eventuell kommen weitere Symptome dazu wie Abszesse, Fisteln, ein Darmverschluss oder ein Loch in der Darmwand (Perforation). Meist ist im Stadium II eine Operation nötig, um den Krankheitsverlauf zu stoppen.
- Stadium III: Eine Divertikulitis, die immer wiederkehrt, heisst chronisch rezidivierend. Dabei kann die Darmwand verdickt sein, oder der Darminnenraum ist verengt (Stenose). Eventuell haben sich auch röhrenförmige Verbindungen (Fisteln) zwischen Darm und anderen Organen gebildet (Blase, Vagina). Die Betroffenen leiden unter wiederkehrenden Schmerzen, Verstopfung und möglicherweise Beschwerden an den angrenzenden Organen.
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Behandlung
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Die richtige Therapie für eine Divertikulitis hängt davon ab, wie stark die Entzündung ist und welche Teile von Darm und Umgebung in Mitleidenschaft gezogen sind. Eine akute unkomplizierte Divertikelkrankheit braucht keine spezielle Therapie, meist hilft fasten und viel trinken. Bei der Einnahme von Schmerzmitteln empfiehlt es sich, auf nicht-steroidale Entzündungshemmer wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac zu verzichten, da sie laut Studien das Risiko einer Divertikulitis erhöhen. Schmerzmittel wie Paracetamol gelten als besser verträglich. Nach aktueller Studienlage helfen Antibiotika nur wenig bei einer akuten unkomplizierten Divertikulitis.
Wann zum Arzt?
Sind die Schmerzen im Unterbauch von Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen. Auch bei Blut im Stuhl ist der Arztbesuch sinnvoll.
Ein Arzt wird vor der Behandlung mit dem Betroffenen über seine Krankengeschichte (Anamnese) sprechen. Welche Beschwerden hat der Betroffene? Treten die Symptome zum ersten Mal auf oder wiederholen sie sich? Wichtig ist für den Mediziner auch, zu erfahren, ob schon in einer früheren Untersuchung Divertikel diagnostiziert wurden.
Bei der körperlichen Untersuchung kann der Arzt eventuell die für eine Divertikulitis typische «Walze» im linken Unterbauch ertasten. Vielleicht wird er auch ein Austasten des Afters vornehmen. Anhand einer Blutuntersuchung lassen sich Entzündungswerte wie weisse Blutkörperchen (Leukozyten), Blutkörper-Senkungsgeschwindigkeit (BSG) und erhöhtes C‑reaktives Protein (CRP) ermitteln. Ultraschall, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie geben Aufschluss über Grösse und Lage der Divertikel. Eine Röntgenaufnahme im Stehen zeigt, ob sich Luft im Bauchraum gebildet hat, was auf durchgebrochene Divertikel hinweist.
Haben die Betroffenen starke Schmerzen und Fieber, wird der Arzt zu einer stationären Behandlung im Spital raten. Oft dürfen die Betroffenen keine feste Nahrung zu sich nehmen, je nach Therapie bekommen sie Flüssignahrung oder werden zur intravenösen Ernährung an eine Infusion gehängt. Gegebenenfalls erhalten sie auch Antibiotika. Gelingt die Behandlung ohne Operation und bessern sich die Beschwerden, erfolgt nach zwei bis drei Tagen Aufbau mit normaler Kost.
Spricht die Therapie nicht an oder ergeben sich Komplikationen wie ein Darmdurchbruch, wird ein Chirurg in einer Operation den geschädigten Darmabschnitt entfernen. Dabei kann der Eingriff aufgeschoben werden, bis der akute Entzündungsschub abgeklungen ist. Manchmal ist es auch notwendig, notfallmässig zu operieren, zum Beispiel wenn Divertikel geplatzt sind. Eine Operation kann offen über einen Bauchschnitt oder durch eine Laparoskopie erfolgen. Bei Letzterer wird nur ein Endoskop in den Bauchraum eingeführt.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Da keine Divertikulitis der anderen ähnelt, kann ein genauer Verlauf kaum vorausgesagt werden. Ausserdem besteht die Gefahr, dass es nach einer geheilten Divertikelkrankheit zu einem weiteren Schub kommt, was bei einem Drittel der Betroffenen der Fall ist.
Komplikationen
Eine Divertikulitis kann zu schweren und eventuell auch lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Dazu gehören:
- Darmverengung (Darmstenose) bis zum Darmverschluss (Ileus)
- Bildung eines mit Eiter gefüllten Abszesses, der punktiert werden muss
- Darmdurchbruch (Perforation)
- Bauchfellentzündung (Peritonitis)
- Blutungen im Darm, weil spitze Nahrungsbestandteile die Divertikel verletzen
- Verbindungen (Fisteln) zwischen Darmabschnitten oder dem Darm und benachbarten Organen wie Blase, Vagina
Komplikationen wie ein Darmdurchbruch sind beim ersten Divertikulitis-Schub am höchsten und nehmen mit jedem Schub ab.
Besonderheiten
Meckel-Divertikel sind Ausstülpungen des Dünndarms und meist angeboren. Nur ungefähr jeder 50. Säugling ist davon betroffen. Meckel-Divertikel sind meist harmlos und bereiten keinerlei Beschwerden. Entzünden sie sich, kommt es zu Symptomen ähnlich einer Blinddarmentzündung (Fieber, Brechreiz und heftige rechtsseitige Bauchschmerzen). Manchmal wird bei einer Blinddarmentzündung ein Meckel-Divertikel zufällig entdeckt.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Warum und bei wem sich Divertikel ausbilden, ist ungeklärt, die Studienlage dazu ist nicht eindeutig. Ist die Divertikulose eine Zivilisationskrankheit, die mit den Ernährungsgewohnheiten in den westlichen Industrienationen zusammenhängt? Zu wenig Ballaststoffe, zu wenig Bewegung, dafür Verstopfung? Da faserarme Lebensmittel zu einem harten und festen Stuhl und damit oft zu Verstopfung führen, so ging die Vermutung, könnte es durch den Druck im Darm im Lauf der Zeit zu den Ausstülpungen kommen. Damit liesse sich auch erklären, warum vor allem bei älteren Menschen, deren Bindegewebe schwächer wird, häufig Divertikel zu finden sind.
Neuere Studien stellen diese Erklärungsmuster auf den Kopf: Viele Ballaststoffe im Essen sind kein Schutz gegen Divertikulose, und weder Verstopfung noch körperliche Faulheit haben sich als Risikofaktoren für die Bildung von Divertikeln herausgestellt.
Worauf die Ernährung allerdings schon einen Einfluss zu haben scheint, ist darauf, ob sich die Divertikel entzünden und ob aus einer «stummen» Divertikulose eine Divertikulitis wird. Sowohl bei Menschen, die viele Ballaststoffe zu sich nehmen, als auch bei Vegetariern ist das Risiko weitaus geringer, dass sie an einer Divertikulitis erkranken, als bei Geniessern von faserarmen Kost.
Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren für die Entstehung einer Divertikulitis aus einer Divertikulose und Komplikationen wie Perforation und Blutungen gehören:
- Medikamente wie nicht-steroidale Entzündungshemmer (z.B. Acetylsalicylsäure), orale Steroide, Opiatanalgetika (Opioide)
- Ernährung
- Rauchen
Häufigkeit
Die Häufigkeit, dass ein Darm Divertikel bildet, steigt mit zunehmendem Alter. Während bei den 30- bis 40-Jährigen nur jeder 20. diese Darmausstülpungen hat, kommen sie schon bei einem Drittel der 60-Jährigen vor. Bei den über 80-Jährigen steigt der Anteil auf zwei Drittel. Das heisst aber nicht, dass die Divertikel sich entzünden. Das trifft nur bei 12 bis 25% der Betroffenen zu.
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Vorbeugung
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Ob jemand Divertikel bekommt, darauf scheint die Ernährung wenig Einfluss zu haben. Ob sich aus den harmlosen Divertikeln aber eine unangenehme Divertikulitis bildet, daran kann eine faserreiche Ernährung mit vielen Ballaststoffen schon etwas ändern.
- Eine ballaststoffreiche Ernährung heisst: Viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte essen, weil diese reich an Ballaststoffen und Fasern sind.
- Auf zu grob gemahlene Produkte verzichten, da zu harte und spitze Ernährungsbestandteile die Divertikel verletzen können.
- Wem es nicht gelingt, genügend ballaststoffreiche Lebensmittel zu sich zu nehmen, kann mit Weizen- oder Haferkleie und geschroteten Leinsamen sein Essen mit mehr Ballast anreichern.
- Viel trinken: Es wird empfohlen, zwei bis zweieinhalb Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich zu nehmen.
- Bewegung hält den Darm in Schwung. Ausdauersportarten wie Wandern, Laufen und Schwimmen sind besonders geeignet.
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Wirkstoffe