Jucken, Brennen, häufige Blaseninfekte
Lichen sclerosus ist weit verbreitet, wird aber oft verkannt und zu spät diagnostiziert.

Der Lichen sclerosus (LS) ist eine nicht infektiöse chronische Hauterkrankung, die meist das äussere Genitale der Frau betrifft, aber auch andere Körperbereiche befallen kann. Männer können ebenfalls daran erkranken, allerdings seltener als Frauen. Obwohl die meisten Patienten älter sind, LS kann auch Kinder betreffen.
«Beim LS findet eine T-Zell-vermittelte Autoimmunreaktion statt», erklärt Prof. Andreas Günthert, Chefarzt der Frauenklinik am Kantonsspital Luzern. Er setzt sich dafür ein, die Krankheit bei Patientinnen bekannter zu machen und das Bewusstsein seiner Kolleginnen und Kollegen dafür zu schärfen, denn: «Die Häufigkeit wird wahrscheinlich unterschätzt, bei Frauen nach der Menopause wird der LS bei etwa einer von 30 Frauen diagnostiziert», betont er.
Die ersten Symptome treten häufig schon lange vor der Menopause auf. Auch die familiäre Häufung des LS ist höher als angenommen und liegt vermutlich in bis zu 50% der Fälle vor.
Lichen sclerosus
Lichen sclerosus ist eine chronische, nicht infektiöse Hauterkrankung der äusseren Genitalregion.
- Betroffen: Statistisch gesehen jede 50. Frau, weniger häufig auch Männer und Kinder beiderlei Geschlechts.
- Symptome: Jucken, Brennen, Schmerzen im Intimbereich, gehäufte Pilz- und Blaseninfektionen.
- Späte Diagnose: Häufig wird LS mit bakteriellen Infekten oder Pilzinfektionen verwechselt.
Diagnose und Therapie
Die betroffenen Frauen stellen sich zumeist wegen Schmerzen, Juckreiz und Brennen im Genitalbereich vor.
Bei der klinischen Untersuchung können häufig verschiedene Hautveränderungen gleichzeitig beobachtet werden, unter anderem Hyperkeratosen, Rhagaden, Erosionen und Exkoriationen. In der Regel resultiert daraus eine ausgeprägte Atrophie.
«Typisch sind aber vor allem auch Lichenifizierungen der Haut, also weissliche Veränderungen mit pergamentartiger Struktur», so Günthert. Zur Diagnose des LS müsse nicht immer eine Gewebeprobe durchgeführt werden, da man die Krankheit in den meisten Fällen durch eine Blickdiagnose identifizieren könne. «Im Zweifelsfall kann eine Gewebeprobe jedoch nützlich sein», sagt der Gynäkologe.
Behandelt wird der LS mittels einer topischen Immunsuppression, insbesondere in Form von Salben mit ultrahoch- oder hochpotenten Steroiden. Eine Heilung sei nicht möglich, aber die Therapie könne das Fortschreiten der Krankheit verzögern oder aufhalten. Ergänzend sollten bestimmte pflegerische Massnahmen erfolgen, vor allem die Anwendung von fettenden Salben.
Wird nicht oder zu spät behandelt, kann es zu Verwachsungen und Narbenbildung kommen, die unter Umständen einen chirurgischen Eingriff erfordern.
Wissen mehren, Bewusstsein schärfen
Lichen sclerosus wird oftmals sehr spät diagnostiziert und behandelt. Viele Patientinnen blicken auf ein jahrelanges Leiden zurück, bevor sie die richtige Diagnose und Therapie erhalten.
Eine Ursache liegt in den zunächst unspezifischen Symptomen. «Der LS kann im Anfangsstadium sehr schwierig zu diagnostizieren sein, weil oft charakteristische Veränderungen noch fehlen und die Symptome denen eines Harnwegsinfektes oder einer vulvovaginalen Mykose ähneln können», betont Günthert.
Bei frühzeitiger Diagnose und adäquater Langzeittherapie lassen sich die Folgen eines LS praktisch vollumfänglich aufhalten. Auch das Krebsrisiko scheint dann nicht erhöht zu sein, bei unbehandeltem Lichen sclerosus allerdings sehr wohl.
Der Chefarzt der Frauenklinik am Kantonsspital Luzern, der auch an der europäischen S3-Leitlinie «Lichen sclerosus» mitgewirkt hat, setzt sich aktiv dafür ein, die Situation zu verbessern. Wichtig sei eine systematische Aus-, Fort- und Weiterbildung für die Ärzte. Gleichzeitig müssten die Patientinnen verstärkt informiert und aufgeklärt werden, damit sie sich nicht scheuen, mit ihren Ärzten über das Thema zu sprechen.
Quelle: LEADING OPINIONS Gynäkologie & Geburtshilfe 2017; 10: 40-43 mit freundlicher Genehmigung von Universimed Cross Media Content GmbH
TopPharm hilft
Die Mitarbeitenden in den TopPharm Apotheken – die Gesundheits-Coachs – sind die erste Anlaufstelle bei allen Fragen rund um Ihre Gesundheit. Persönlich, kompetent und diskret.
Gesundheitsmagazin
Krankheitslexikon
