APROPOS Ausgabe 4/20 -
Wenn die Ohren Probleme bereiten
Falsche Töne tun bekanntlich dem Ohr weh. Denn schräge Tonfolgen erzeugen reibende Harmonien, die auch gesunde Ohren plagen können. Der Schmerz oder das Unbehagen entsteht dabei im Innenohr. Dort angelangt, haben Töne – ob angenehm oder nicht – ihren Weg durch unser Hörorgan bereits hinter sich. Die Reise eines Tones, etwa eines hohen C, beginnt nämlich bereits mit dem Auftreffen auf das Aussenohr, also auf die von aussen sichtbare Ohrmuschel.
Gehörgangsentzündung:
wenn Wasser Probleme macht
Danach dringt das hohe C in den äusseren Gehörgang ein. Diese Röhre verbindet das Aussenohr mit dem Trommelfell. Hier entstehen gerne immer mal wieder Entzündungen, speziell bei Menschen, die gerne und viel tauchen, schwimmen oder baden: Dabei dringt Wasser ins Ohr ein und löst den für den Schutz der Ohren sehr wichtigen Ohrenschmalz. Salz, Chlor und Seife verstärken diese Wirkung zusätzlich. Schmutz und Bakterien können dadurch leichter in den Gehörgang eindringen und dort Entzündungen verursachen. Umgangssprachlich spricht man dann von den sogenannten Taucher- oder Badeohren. Damit es gar nicht erst zu einer solchen Entzündung kommt, können speziell dafür hergestellte Ohrentropfen aus der Apotheke oder Ohrenstöpsel Abhilfe schaffen.
Es gibt aber auch noch andere Umstände, die Entzündungen im äusseren Gehörgang verursachen können: hohe Luftfeuchtigkeit, falsch verwendete Wattestäbchen, Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Neurodermitis, Hörgeräte, Engstellen im Gang oder Fremdkörper. Typisch für Entzündungen im äusseren Gehörgang sind folgende Symptome: Juckreiz, Ausfluss aus dem Ohr, Hörminderung sowie starke Schmerzen, die durch Sprechen, Kauen und Ziehen am Ohrläppchen noch verstärkt werden. Eine solche Entzündung ist zwar schmerzhaft, lässt sich aber in der Regel äusserlich behandeln.
Vorsicht im Umgang mit Wattestäbchen
Wer Wattestäbchen nicht nur in der Ohrmuschel, sondern auch im Gehörgang anwendet, kann den Ohrenschmalz ungewollt zu einem Pfropf zusammenschieben. Solche Verstopfungen verraten sich meistens durch einen Juckreiz und man hört weniger gut. Dabei kann es auch zu Ohrengeräuschen kommen. Bevor man jedoch gleich einen Tinnitus vermutet, lohnt es sich, die Beschwerden abklären zu lassen. In vielen Apotheken kann mit einem Otoskop einfach und schmerzfrei das Ohr untersucht werden, um festzustellen, ob das Druckgefühl allenfalls durch einen Ohrpfropf verursacht wird.
Am Ende des Gehörgangs stösst unser Ton dann auf das Trommelfell. Hier beginnt das Mittelohr, zu dem auch die Gehörknochen gehören. Ein lautes hohes C macht dem Trommelfell üblicherweise nichts aus. Es kann aber durch eine extreme Druckschwankung reissen, z. B. bei einer Explosion oder durch grosse Druckunterschiede beim Fliegen mit verstopften Nasen- und Stirnhöhlen und Tauchen. Gefahr von innen droht dem Trommelfell durch eine Mittelohrentzündung, die gerade Kinder häufig als Folge von Erkältungen bekommen. Meistens wandern dabei Erreger aus dem Rachenraum über eine Verbindungsröhre, die Ohrtrompete, ins Mittelohr. Bei Entzündungen im Mittelohr schwellen auch dessen Schleimhäute an, wodurch das Trommelfell ebenfalls reissen kann. Manchmal produzieren sie zudem vermehrt Sekret, das nicht ablaufen kann – es entsteht ein sogenannter Paukenerguss. Das betroffene Ohr schmerzt. Auch Fieber, Druckgefühl, Höreinschränkungen und Ohrgeräusche sind häufig. Kinder mit Mittelohrentzündungen fühlen sich oft allgemein krank, quengeln, klagen über Übelkeit und erbrechen sich. Viele Säuglinge fassen sich ständig an das schmerzende Ohr. Die Behandlung ist abhängig von der Unterform und dem Verlauf der Entzündung. Meistens klingen Mittelohrentzündungen problemlos ab. Allerdings können sie auch chronisch werden und das Hörvermögen dauerhaft verschlechtern.
Hörsturz und Ohrgeräusche schnell behandeln
Die Reise des hohen C endet am Trommelfell, das Töne für Mittel und Innenohr quasi übersetzt. Das Innenohr gilt als Ursprungsort für einen Hörsturz oder Ohrinfarkt. Dabei hören Betroffene auf einem Ohr plötzlich schlechter oder gar nichts mehr. Gleichzeitig erscheinen ein dumpfer Druck und Ohrgeräusche. In diesem Fall ist ein Besuch beim Arzt angezeigt. Handeln wir nicht rasch genug, kann dies zu dauerhaften Ohrenproblemen führen. Immer noch unklar ist, was der Auslöser für einen Hörsturz oder Ohrinfarkt ist. Fest steht jedoch: Stress, der als Auslöser für viele Erkrankungen herhalten muss, ist dafür nicht verantwortlich. Man geht eher davon aus, dass Durchblutungsstörungen des Innenohrs, Schädigungen der Sinneszellen des Ohrs und Infektionen eine Rolle spielen.